Sarah Elena Müller (Foto: Laura Stevens)

Verschoben auf MO, 6. Mai, 20 Uhr, Gemeindebibliothek Rothenburg
im Schul­haus Konstanz­matte

Lesung Sarah Elena Müller:
Bild ohne Mädchen

Bild ohne Mädchen war auf der Liste für den Schweizer Buchpreis 2023…

Durch ein Kabinett der Hilf- und Sprachlosigkeit nähert sich Sarah Elena Müller dem Trauma einer Familie, die weder Engel noch die Gefährdung des Kindes zu sehen imstande ist. Das Opfer sexualisierter Gewalt wird durch dieses Wegsehen allein gelassen.

Die Eltern des Mädchens misstrauen dem Fernsehen, aber beim medienaffinen Nachbarn Ege darf es so lange schauen, wie es will. Eges Wohnung steht voller Geräte, und er dreht Videos, die nie jemand sehen will. Das Mädchen darf in Eges Filmen mitspielen. Hinter der Kamera steht Gisela, seine Partnerin. Aber meist sitzt Ege in seiner verdunkelten Wohnung, verachtet die Welt und trinkt. Gisela wohnt im oberen Stock und entsorgt die leeren Weinflaschen. Die Eltern sind überfordert mit dem Kind, das sein Bett nässt und kaum spricht. Der Vater ist Biologe und wendet sich lieber bedrohten Tierarten zu. Die Mutter bildhauert und ist mit ihrer Kunst beschäftigt. Ein Heiler soll helfen. Das Mädchen sucht Zuflucht bei einem Engel, den es auf einer Videokassette von Ege entdeckt hat. Und wirklich, der Engel hält zu ihm. Durch dieses Kabinett der Hilf- und Sprachlosigkeit nähert sich Sarah Elena Müller dem Trauma einer Familie, die weder den Engel noch die Gefährdung zu sehen imstande ist. Und von der Grossmutter bis zum Kind entsteht ein Panorama weiblicher Biografien seit dem grossen Aufbruch der Sechzigerjahre.

Sarah Elena Müller

*1990 arbeitet multimedial in Literatur, Musik, Virtual Reality, Hörspiel und Performance. Ihr Interesse gilt allen Formen von Text und Sprachlichkeit, technologischen und sozialen Entwicklungen, sowie tanzbarer Musik.

Sie tritt im Spoken Pop Duo «Cruise Ship Misery» als Ghostwriterin und Musikerin auf, fungiert als Beatmakerin für die kongolesische Rapperin Orakle Ngoy und ist Mitbegründerin des feministischen Autor*innenkollektivs RAUF.

2015 erschien die Erzählung «Fucking God» beim Verlag Büro für Problem. Seit 2019 leitet sie das Virtual Reality Projekt «Meine Sprache und ich» – eine Annäherung an Ilse Aichingers Sprachkritik. 2021 erschien der Szenenband «Culturestress – Endziit isch immer scho inbegriffe» beim Verlag der gesunde Menschenversand. 2023 erschien ihr Debüt Roman «Bild ohne Mädchen» beim Limmat Verlag.

 

Webseite Sarah Elena Mülller

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